DZG eG DZG eG - Deutsche Zahnärtzegenossenschaft Mitglied werden

Pressebereich & Nachrichten

Ideen. Neuigkeiten. Inspiration.

Eine Frage des Respekts: Warum wir bei der DZG eG gendern

Eine Frage des Respekts: Warum wir bei der DZG eG gendern

Der Gender-Doppelpunkt, den wir hier auf der Webseite der DZG eG verwenden, sticht manchem wie eine Kampfansage ins Auge. Warum schreiben wir denn nicht einfach von „Zahnärzten“, „Patienten“, „Praxisinhabern“, wie es doch immer schon grammatikalischer Brauch war, werden wir gefragt. Unsere Antwort: Weil wir das nicht mehr passend finden. Inzwischen gründen mehr Frauen eine Zahnarztpraxis als Männer. Wäre es nicht seltsam, sie in den Texten nicht auch ganz direkt anzusprechen?

Die Hörsäle der zahnmedizinischen Fakultäten sind seit Jahren schon überwiegend weiblich besetzt. Mittlerweile schlägt sich das auch im Gründungsgeschehen nieder: Laut einer Studie der ApoBank haben sich im Jahr 2019 erstmals mehr Frauen mit einer Zahnarztpraxis niedergelassen als Männer – mit genau 51 Prozent der Gründungen. Insgesamt lag der Frauenanteil in der Zahnmedizin im Jahr 2020 bei 44,5 Prozent; 2014 waren es noch 40,8 Prozent gewesen.

Die DZG eG richtet sich mit ihrem Angebot an Zahnärztinnen und Zahnärzte mit eigener Praxis. Wir bieten Frauen UND Männern betriebswirtschaftliche und juristische Unterstützung, und deshalb möchten wir beide gleichermaßen ansprechen. Das so genannte „generische Maskulinum“ reicht uns dafür nicht, weil Frauen in dieser Anrede nicht sichtbar sind.

Mitgemeint ist nicht mitgedacht

Traditionell gilt die männliche Anrede als die grammatikalisch korrekte Form für eine bestimmte Personengruppe („Zahnärzte“). Die Sprachwissenschaft unterscheidet nämlich das grammatikalische Geschlecht (Genus) von dem natürlichen Geschlecht (Sexus – Mann, Frau, divers im echten Leben). Deshalb verteidigen einige Sprachwissenschaftler:innen das so genannte „generische Maskulinum“ als „geschlechtsneutral“: Die Bezeichnung einer Gruppe als „Zahnärzte“ sei eine rein grammatikalische Konstruktion, ein Gattungsbegriff, der Frauen selbstverständlich mitmeint.

Nun fühlen sich viele Frauen damit aber nicht mehr mitgemeint. Wie auch? Die feine Unterscheidung zwischen Genus und Sexus ist außerhalb der Sprachwissenschaft den wenigsten Menschen geläufig. Und: Unsere Sprache bildet nicht nur die Wahrnehmung unserer Welt ab, sie formt auch unsere Gedanken. Die meisten Menschen stellen sich beim Wort „Zahnärzte“ spontan Männer in weißen Kitteln vor und haben eben nicht das Bild von Frauen mit Bohrer vor Augen.

Zahnärztinnen und Teamchefs

Kleiner Fun Fact am Rande: Wenn eine Gruppe ausschließlich aus Frauen besteht, wird das generische Maskulinum nicht angewandt, dann spielt das natürliche Geschlecht eine Rolle („elf Zahnärztinnen“). In einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe von zehn Frauen und einem Mann käme nach schöner Grammatiktradition hingegen das allgemeingültige Genus zum Tragen („Zahnärzte“).

Uns geht es hier aber nicht um Ideologie, sondern um Respekt. Wir finden es nicht angemessen, weiter von „Zahnärzten“ zu schreiben, wenn die Zahnärzteschaft zunehmend weiblich wird. Oder wenn wir ein Angebot nur „Teamchefs“ empfehlen, obwohl klar ist, dass wir mit dem Seminar mindestens zu 50 Prozent Frauen ansprechen – das erscheint uns nicht richtig.

Dass wir den Gender-Doppelpunkt benutzen, hat vor allem praktische Gründe. Wer will Bandwurmsätze mit „Zahnärztinnen und Zahnärzten“, „Patientinnen und Patienten“, „Praxisinhaberinnen und Praxisinhabern“ lesen? Der Doppelpunkt hält die Wörter kurz und ist leicht lesbar – auch für Sehbehinderte übrigens, und er umfasst neben Männern und Frauen auch Transgender-Personen.

 

Hörtipp: Geschlechtergerechte Sprache

Wer mehr über Genus und Sexus erfahren möchte, kann sich dieses sachlich-fachliche und angenehm unaufgeregte Interview auf Radioeins anhören. Moderator Stephan Karkowsky, der selbst kein Freund des Gender-Sterns ist, hat mit der Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Britta Schneider von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) über das „Minenfeld“ der geschlechtergerechten Sprache gesprochen und wie „Richtig“ und „Falsch“ sich wandeln.

 

Foto: Etienne Girardet/Unsplash

zurück zur Übersicht