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Individueller Businessplan: Lieber gut rechnen als das Beste hoffen

Individueller Businessplan: Lieber gut rechnen als das Beste hoffen

Wie schrieb Bertolt Brecht doch einst so schön: „Mach nur einen Plan, sei ein großes Licht. Machst du einen zweiten Plan, gehen tun sie beide nicht.“

Durchschnittstabellen reichen nicht

„Ach ja, der gute Brecht“, sagt Dr. Hartmut Ohm, DZG-Vorstand Produkte, Vorstandschef der ABZ und als Ökonom seit gut 25 Jahren mit Praxisanalysen, Standortanalysen und Strategieberatung für Zahnarztpraxen in ganz Deutschland unterwegs. „Natürlich hat Brecht auch recht: Die Realität bringt immer Abweichungen vom Plan, Schwankungen gibt es immer, aber ein paar Annahmen sollte man schon treffen, bevor man Investitionen von mehreren Hunderttausend Euro tätigt und die Darlehen über Jahre abzahlen muss.“

Das Wichtigste, das Ohm allen auf den Weg geben möchte, die gründen oder ihre Praxis neu ausrichten wollen: „Verlassen Sie sich nicht auf Durchschnittszahlen und pauschale Hochrechnungen, wenn Sie Ihren Businessplan aufstellen! Ermitteln Sie, wie die Entwicklungsaussichten für Sie ganz individuell aussehen.“

Maßnahmen planen

Durchschnittsberechnungen unterstellen meist stetes Wachstum für Jahr eins, zwei, drei – ohne konkret abzubilden, welches Potenzial der Praxisstandort und der Zahnarzt oder die Zahnärztin selbst tatsächlich mitbringen, warnt der Berater. „Dann sagt ein Praxisabgeber zum Interessenten: Sie machen hier ganz leicht Gewinn! Ich arbeite ja nur noch drei Tage in der Woche, wenn Sie fünf arbeiten, läuft das von alleine. Aber durch welche Maßnahmen genau sollen denn  mehr Patienten herkommen, die man in den zwei zusätzlichen Tagen behandeln kann?“  Vor allem im städtischen Raum treffe man eher selten auf eine Unterversorgung. Mit Wachstum dürfe und müsse man natürlich trotzdem kalkulieren, betont Ohm: „Aber auf der Basis konkreter und nachvollziehbarer Maßnahmen.“

Szenarien: Luft nach unten und nach oben

Gründerinnen und Gründer sollten sich also unbedingt Zeit nehmen für einen individuellen Businessplan: für realistische Annahmen, gute Planung, eine gewissenhafte Potenzialanalyse zu Kosten- und Gewinnerwartung und für eine sogenannte Sensitivitätsanalyse, empfiehlt Ohm. „Sensitivitätsanalyse heißt, dass ich die Anfälligkeit der Praxis ermittele: Was passiert, wenn ich  merklich Umsatz verliere – ab wann bekomme ich echte Schwierigkeiten?  

Denn – um auf Brecht zurückzukommen  – starre Pläne nützen nichts. Eine gute Planung bezieht mehrere Szenarien ein und muss ständig auf die Gegebenheiten angepasst werden – nach unten wie nach oben. Läuft die Praxis besser als erwartet, gilt es, das mit cleveren Investitionen zu nutzen.

Wie Sie totes Kapital vermeiden

„Eine gute Beratung bekommt man dann, wenn der Berater nicht darauf angewiesen ist, möglichst viel zu verkaufen“, sagt Ohm. „Was nützen einem drei Behandlungseinheiten gleich zu Anfang, wenn man gar nicht so viele Patienten hat und die Einheiten nicht genügend Umsatz bringen? Das ist totes Kapital. Man sollte lieber überlegen: Wie kann die Struktur in der Praxis später wachsen? Vielleicht lässt man lieber erst mal einen Raum leer stehen und rüstet ihn nach zwei, drei Jahren mit einer neuen Einheit nach.“

Plan B ist besser als schönrechnen

Gute Beratung kann übrigens auch heißen, ein Projekt erst mal zu verwerfen. „Niemandem ist damit gedient, wenn man sich etwas schönrechnet“, sagt Ohm. Zeichnet sich ab, dass der Plan so nicht funktioniert, solle man lieber andere Standorte oder Konzepte prüfen. Das ist alles aufwendig, aber es lohnt sich doppelt und dreifach: „Ein Businessplan ist eine Selbstverständigung für den Gründer oder die Gründerin: Ist es realistisch, dass ich meine Praxis so mit Erfolg führen kann?“ Wer einmal alles durchgerechnet habe, könne am Ende mit Überzeugung sagen: Ich habe an alles gedacht, so kann ich meinen Praxisstart hinlegen.

Foto: Unsplash/Tim Mossholder

 

Der Text ist erstmals erschienen in der Titelstrecke "Nachwuchsarbeit" des DFZ vom Mai 2021. Unter "Du darfst Fehler machen, aber jeden nur einmal" gibt Dr. Frank Wuchold, Vorstandsvorsitzender der DZG eG, außerdem jungen Gründer:innen sieben persönliche Tipps mit auf den Weg.

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